Am: 10.11.2024 - 15:00 Uhr
97447 Gerolzhofen, Centgasse 4, Theaterhaus
Europas bedrohte Wälder. Multivision von Berndt Fischer.
Europas Waldgeschichte beginnt nach der letzten Eiszeit. Das Ergebnis der natürlichen Bewaldung waren ausgedehnte Eichenurwälder etwa um 6000 v.Chr. Seit 4000 v.Chr. wanderte die europäische Rotbuche ein, die nach und nach die Eiche als dominierende Baumart verdrängt hat. Buchen können jahrelang als Jungpflanzen im Walddunkel verharren. Wenn ein großer Baum fällt und Licht auf den schattigen Boden fällt, streben Buchen am schnellsten dem Licht entgegen und können über 20 Meter hoch wachsen. Schließlich war Mitteleuropa bis ins Mittelalter fast vollständig bewaldet. Große Pflanzenfresser wie Wisent, Wildpferd und Elch bewohnten diese Urwälder und hielten sie auch an manchen Stellen offen. Seit dem Mittelalter begannen die Menschen verstärkt Druck auf den Wald auszuüben: Ackerbau, Weideland und Brennholzbedarf verringerten die Waldfläche und führten schließlich zu einem Raubbau an den Wäldern. Ab dem 18. Jahrhundert wurden die verbliebenen ursprünglichen Laubwälder in Nadelforste umgewandelt. Der durch Forstakademien „gelehrte“ neue Wald der ungesunden, aber rentablen Nadelforste hat den verbliebenen Urwäldern fast vollständig den Garaus gemacht. Heute sind nur noch 4 Promille der gesamten mitteleuropäischen Waldfläche in urwaldartigem Zustand. Der Druck auf den Wald hat bis heute nicht aufgehört, im Gegenteil neue Bedrohungen sind entstanden: Flächenfraß, Stürme, Borkenkäfer, Klimawandel usw. haben die Wälder kollabieren lassen. Nur noch an ganz wenigen Stellen in Europa gibt es heute noch Waldwildnis oder wenigstens gesunde Mischwälder mit Naturwaldcharakter, wie im Steigerwald.
In seiner Multivision zeigt Berndt Fischer die Wunderwelt solcher Urwälder mit Bildern aus Rumänien und Slowenien, wo sich der Löwenanteil noch vorhandener Urwälder befindet. Wie in seinem neuen Bildband „Wildfremd – Geheimnisse zwischen Bayern und Böhmen“, der anlässlich der Multivision auch vorgestellt wird, ausführlich thematisiert, gibt es auch in Bayern und Tschechien noch kleine Urwaldrelikte. Der Kampf um den dritten Nationalpark Steigerwald, dem größten Buchenwald Mitteleuropas, wird noch ausgefochten, das Ziel eines Buchenurwalds im Nationalpark bleibt allerdings im Ungewissen.
Neben den Waldbildern spielen die „Darsteller“ im Wald eines zentrale Rolle: Bären, Luchse, Dachse, Waldhühner, Spechte, Totholzkäfer und Pilze. Die Schönheit ursprünglicher Wälder wird immer wieder kontrastiert mit der Realität nicht nachhaltiger Waldnutzung, ja eines zügellosen Raubbaus an den letzten Naturwäldern.
Zur Multivision gehören (neben der Buchvorstellung): Live-Kommentar, gesprochene literarische Zitate, Musik und Filmsequenzen.
Länge der Multivision: ca. 60 Minuten
Berndt Fischer arbeitet seit mehr als 30 Jahren professionell als Tier- und Naturfotograf, Textautor, Verfasser von Bildbänden und Reportagen sowie als Multivisionskünstler. Als gebürtiger Oberpfälzer, der seit langem in Franken lebt, kennt er die Wälder Ostbayerns und Frankens genauso wie die Wälder ferner Länder.
www.berndtfischer.de