manchmal dauert es sehr lange, es gibt viele Umwege und Rückschläge. Seit 13 Jahren kämpfen wir für ein Großschutzgebiet, im besten Fall einen Nationalpark, im Steigerwald. Jahrelang schien das Ziel unerreichbar, die Staatsregierung verweigerte sich. Die Bevölkerung im Steigerwald wurde immer wieder gegen Nationalpark und Waldschutzgebiete aufgehetzt. Erst ab 2014 gelang es durch umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit eine Mehrheit der Bevölkerung von einem Schutzgebiet im Steigerwald zu überzeugen. |
Am Runden Tisch im Zusammenhang mit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ wurde ein Schutzgebiet in der Größenordnung von 1.000 Hektar zugesagt. Bereits im Winter 2019/2020 sollte das Konzept vorgestellt werden. Nichts geschah bis heute. |
Jetzt erscheint in der Süddeutschen Zeitung ein Bericht. Demnach bekommt Bayern vier neue Naturwälder, darunter ein Schutzgebiet im nördlichen Steigerwald. |
Die Süddeutsche schreibt: „Politisch brisant ist der neue Naturwald Böhlgrund im fränkischen Steigerwald. Das ist die Region, in der seit zwölf Jahren erbittert um die Einrichtung eines Buchen-Nationalparks gestritten wird. Denn im Steigerwald trifft man die ältesten und mächtigsten Buchen von ganz Bayern an. CSU, Freie Wähler und Staatsregierung stehen auf der Seite der Bauern, Forstleute und anderer Nationalpark-Gegner. Vor fünf Jahren hat die CSU sogar das Naturschutzgesetz geändert, um im Steigerwald ein Schutzgebiet annullieren zu können, das ein Landrat zuvor ausgewiesen hatte – in der Hoffnung, es könnte Kern eines Buchen-Nationalparks werden. |
Natürlich gilt das Diktum von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) weiter, dass es in Bayern keinen neuen Nationalpark und schon gar keinen im Steigerwald geben wird. Aber der neue, 850 Hektar große Naturwald im Böhlgrund ist ein starkes Signal, dass der Freistaat Wert auf den Erhalt der einzigartigen Buchenwälder im Steigerwald legt. Der Böhlgrund ist eine wilde Waldlandschaft mit steilen Hängen und Schluchten. Außer Buchen, Eichen, Linden und Eschen wachsen dort auch Elsbeeren und Speierlinge. Und man trifft viele besondere Tiere an. Allen voran den schwarz-gelben Feuersalamander. Aber auch den Netz-Rotdeckenkäfer, der einen knappen Zentimeter klein, aber mit seinem zinnoberroten Halsschild und den ebenfalls zinnoberroten Flügeldecken recht auffällig ist.“ |
850 Hektar, immerhin! Kein Nationalpark mit 10.000 Hektar, aber ein Anfang. Der ehemalige „Hohe Buchene Wald“ hatte 775 ha. |
Freuen wir uns gemeinsam über diesen Erfolg nach 13 Jahren und arbeiten wir weiter für mehr Natur- und Waldschutz im Steigerwald, für unsere Region! Herzlichen Dank an die MitstreiterInnen im Nationalparkverein und beim Bund Naturschutz! |
Aufpassen müssen wir, dass die Bayerischen Staatsforsten ihren „Verlust“ nicht in anderen Gebieten des Steigerwalds wettmachen wollen. Stellen wir uns vor die dicken Buchen im Ebracher Forst. |
Der Verein Nationalpark Steigerwald begrüßt das Vorhaben von Ministerin Michaela Kaniber, einen Teil des Bayerischen Staatswaldes dauerhaft unter Schutz zu stellen. Der 1.Vorstand Dr. Liebhard Löffler freut sich, dass der Steigerwald berücksichtigt wird. Um etwa 500 bis 600 Hektar soll das bereits geschützte Naturwaldreservat Böhlgrund erweitert werden. Löffler sieht mit dieser Maßnahme den jahrelangen Einsatz des Verein Nationalpark Steigerwald gewürdigt. Glücklicherweise sei mittlerweile in ökologisch denkenden Forstkreisen anerkannt, dass aus der Bewirtschaftung genommene Gebiete bzw. Naturwälder als Kernflächen des Naturschutzes zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung von Lebensgemeinschaften bedrohter Tier und Pflanzenarten dienen.
Der 2. Vorsitzende Florian Tully betont: Wenn man Buchenwälder schützen will hätten wir uns ein besser geeignetes Gebiet wie den „Hohen Buchenen Wald“ im Zentralsteigerwald gewünscht, auch um ein UNESCO Weltnaturerbe zu erreichen. Leider ist das Gebiet Böhlgrund mit vorwiegend jungen Wäldern bewachsen und nicht der typische Steigerwald-Rotbuchenbestand. Die Entscheidung hierfür sei wohl eher aus politischem Kalkül und aus wirtschaftlichen Gründen gefallen, da die Staatsforsten in den Steillagen weniger Geld verdienen können.
Stand der Wissenschaft ist, dass Naturwaldflächen erst in Größen ab 2000 Hektar für den Aufbau von stabilen, überlebensfähigen Populationen relevant sind. Tully schlägt deshalb vor, das anschließende ökologisch sehr wertvolle Gebiet „Weilersbach-Tal“ ebenfalls unter Schutz zu stellen. Die „Nationale Strategie der Bundesregierung zur biologischen Vielfalt“ sieht bis zum Jahre 2020 auf 2% der Fläche Deutschlands wieder ungestörte Entwicklung der Natur und Wildnis vor. So käme man dem ein Stück näher. Löffler erinnert die Staatsregierung an ihr Versprechen, 10 Prozent der Staatswälder, die eine Fläche von insgesamt 756 000 Hektar aufweisen, bis 2021 aus der Holznutzung zu entlassen. Der Steigerwald bietet ideale Voraussetzungen für ein Großschutzgebiet, das eine große Bedeutung für die Region und das gesamte Franken entwickeln könnte.
Als Verein streben wir nach wie vor die Prädikate „Nationalpark“ und „Weltnaturerbe“ an, denn so profitieren Beide am besten: NATUR und MENSCH!