Die Ironie des Franziskusweges

Naturraum zerstören für den Schutzpatron der Tiere

Wo vor lauter Wegen kein Wald mehr ist

Neulich ging ich im Wald spazieren, genauer gesagt im Handthaler Wald. Und zwar nicht zum Baumwipfelpfad, wo es viele hinzieht, nein, ich bevorzuge die Ecken um Handthal, die normalerweise eher weniger besucht sind. Zumindest war das bis letztes Jahr so. Denn heute, zu meinem Erstaunen, habe ich einen neuen Wanderweg entdeckt – brandneu, um genau zu sein. Er wird nämlich gerade eben gebaut! Die Strecke wo er nun entlang führt, kenne ich, ein schmaler Trampelpfad führte früher entlang des Waldrandes hinunter ins Dorf. 

Jetzt kann allerdings von schmal keine Rede mehr sein – Bäume wurden gefällt, ein breiter Weg wurde geschaffen und Ausguckplätze mit Bänken nehmen die Plätze von ehemals dort gewachsenen Bäumen und Büschen ein. 

Und natürlich dürfen auch die Schilder nicht fehlen, modern und minimalistisch aus oxidiertem Stahl, erzählen sie jetzt eine Geschichte vom Heiligen Franz von Assisi und seiner engen Beziehung zu den Tieren. 

Ja genau, dem aufmerksamen Leser oder Betrachter meiner Fotos dürfte dieser Widerspruch nicht entgangen sein. Dem Bayerischen Staat aber wahrscheinlich schon. Der heilige Franziskus ist in der Historie der Kirche DER Tierliebhaber schlecht hin, unzählige Geschichten gibt es von ihm, die schildern wie sehr er die Wildtiere jeglicher Art liebte und sich ihrer annahm. 

Spätestens jetzt müsste jedem klar sein, worauf ich hinaus will. Wie kann man allen Ernstes Bäume fällen, den dort wohnenden Tieren ihren Lebensraum nehmen, den Boden schottern und verdichten, allgemein gesprochen die Natur zurückdrängen, an einem Ort, der eh schon von Wanderwegen zerfressen ist, wie kaum ein anderer im Steigerwald und kann dann noch so heuchlerisch sein und ihn im Namen eines Heiligen, der die Schöpfung liebte, ehrte und respektierte, benennen: Franziskusweg.

 

Franziskus und die Tiere »

Und unabhängig von dieser Farce, dass für den Franziskusweg, die Dinge zerstört werden, für die der Namensträger stand, ist es in Zeiten von „fridays for future“ – Bewegungen einfach lächerlich für einen Wanderweg überhaupt noch irgendeinen Baum zu fällen! Bäume kann man umgehen, die bewegen sich nicht oder stellen einem kein Bein. Aber hier in Deutschland muss eben alles seine Ordnung haben, auch der Wald, denn die Wege, die dort lang gehen, müssen gerade und übersichtlich sein, sonst ist der verwöhnte Deutsche anscheinend nicht mehr in der Lage sich zu orientieren. Rollstuhlfahrer oder Kinderwagenschieber sind übrigens auch nicht die gewünschte Zielgruppe, denn sonst würde es kein Schotterweg werden.

Gefördert vom bayerischen Staat, ist stolz auf den Stahlschildern zu lesen. Vorhaben wie diese werden selbstverständlich unterstützt und subventioniert, währenddessen 2019 im Zuge der Biodiversitätsstrategie ein Naturschutzgebiet von 500 – 2000 ha Größe umgesetzt werden sollte, was natürlich wieder nur Gerede war. Dabei würden die wirklichen Natur- und Wanderfreunde doch die wilde, unberührte Natur viel mehr schätzen und lieben, als den wilden, menschengemachten Kahlschlag, der jetzt zu sehen ist. Wenn das so weiter geht, gibt es vor lauter Wanderwegen keinen Wald mehr zu sehen, dann können die Stadtbewohner auch in Ihren eigenen Stadtparks spazieren gehen, die sehen nämlich genauso aus: künstlich angelegt.

Da lobe ich mir doch die Schweiz, dort ist alles Wanderweg, ob Trampelpfad, Kuhweide oder Gebirge und siehe da – die Menschen lieben es dort, obwohl es unverschämt teuer dort ist, zieht es jährlich unzählige Deutsche genau da hin, um die Natur zu spüren, die Echte, die ohne High-End Schilder, ohne Schotter, aber dafür mit wilden Tieren, krummen Bäumen und eckigen, rauhen Gesteinen!

Deutschland du musst erst wieder lernen, was Natur wirklich ist und wie schön sie ist ohne deine menschengemachten Begradigungen und Zähmungen!